Kredite und Beratungsdienstleistungen der Volksbank Münsterland Nord für Unternehmen in der Corona-Krise

Eine Bilanz von Firmenkundenvorstand Hubert Overesch und Bereichsdirektor Friedhelm Hagemann

Münster, 17.03.2021

Hubert Overesch, Vorstandsmitglied

1. In welchem Umfang haben Unternehmen in der Corona-Krise bereits über die Volksbank Münsterland Nord vermittelte oder vergebene Kredite nachgefragt?

Overesch: „Zu Beginn der Corona-Pandemie war die Nachfrage sehr groß. Viele Konzerne, Mittelständler und Einzelunternehmer*innen haben aufgrund der Folgen des globalen Ausbruchs der Pandemie mit enormen Umsatzeinbußen zu kämpfen. Für das abgelaufene Jahr 2020 verzeichnen wir als Volksbank Münsterland Nord covid19-bedingt zum Glück jedoch kaum Kreditausfälle, was ein gutes Zeichen für den robusten Mittelstand im Münsterland ist. ‚Corona-Gewinner‘ wie Online-Händler, Lebensmittel- und Drogeriemärkte oder Bürodienstleister zur Ausstattung des Homeoffice verzeichneten zum Teil sogar bessere Umsätze. Gleichzeitig haben wir an über 260 Kunden etwa 67 Millionen Euro an Corona-Förderkrediten vergeben. Dabei reichen die vermittelten Darlehen von unter 10.000 Euro bis zu fast 3.000.000 Euro. Es wurden aber auch Kredite beantragt, die aufgrund von Überschneidungen mit bewilligten öffentlichen Förderkrediten letztlich nicht in Anspruch genommen wurden. Mit kaufmännischer Vorsicht sind wir für das Jahr 2021 vorsorglich von etwas erhöhten Ausfallrisiken in die Planung gegangen und halten mehr Reserven zur Absicherung bereit als in einem ‚normalen‘ Jahr.“

Friedhelm Hagemann, Bereichsdirektor Firmenkundenbank

2. In welchen Bereichen ist vor dem Hintergrund der Sicherung der Liquidität der Beratungsbedarf am größten?

Hagemann: „Der Einzelhandel und unsere heimischen Kaufhäuser sind natürlich ziemlich gebeutelt. Aber auch Veranstalter von Events, Messen und Konferenzen haben große Schwierigkeiten bekommen. Es wurden ja fast alle Veranstaltungen abgesagt oder verschoben. Diese sind aber im Münsterland weniger vertreten. Wir sprechen eher mit vielen sogenannten Solo-Selbstständigen. Anders als allgemein angenommen wird, haben diese oft keinen Anspruch auf finanzielle Soforthilfe des Staats, denn diese greift in der Regel nur, wenn nachgewiesen wird, dass damit Betriebskosten bezahlt werden. Es findet keine Kompensation von ausbleibenden Aufträgen statt, was aber in den meisten Fällen notwendig wäre. Nicht wenige müssen sich daher mit existenziellen Fragen der Grundsicherung auseinandersetzen. Hier unterstützen wir wo wir können und sei es dadurch, dass wir mittlerweile durch die Vielzahl von ähnlichen Gesprächen gute Kontakte und hilfreiche Tipps vermitteln können. Bei Hotels und Gaststätten ist die Lage besonders prekär. Außerhausverkäufe gleichen die Umsatzeinbußen nicht annähernd aus wie uns Kunden spiegeln. Hotels konnten nur gewerblichen Kunden beherbergen. Die vom Tourismus abhängigen Branchen haben aufgrund der langanhaltenden Reisewarnungen also ebenfalls keinen guten Stand gehabt. Und ähnlich sieht es z.B. leider auch bei Reisebüros aus.“

 

3. Wie stark wurde die Möglichkeit nachgefragt, die Tilgung bestehender Kredite coronabedingt für einen Zeitraum auszusetzen?

Hagemann: „Die Aussicht auf baldige Lockerungen wird vielen Einzelunternehmern und Mittelständlern aus den eben genannten Branchen nicht schnell genug gehen können. Wie von Herrn Overesch beschrieben, machen diese im Münsterland aber nur einen kleinen Teil aus. So war die Nachfrage nach Tilgungsaussetzungen in Höhe von 38 Mio. Euro für 2020 überschaubar. Denn im Verhältnis zu unseren bilanziellen Kundenforderungen, die bei 4,66 Mrd. Euro liegen, sprechen wir von einem prozentualen Anteil von unter einem Prozent. Das halten wir für sehr gering.“

 

4. Gibt es weitere spezielle Instrumente der Volksbank Münsterland Nord, um die Liquidität der Unternehmen in der Region in dieser schwierigen Zeit zu sichern?

Overesch: „In Zeiten wie diesen möchten wir als starker und verlässlicher Finanzpartner den Unternehmen in unserer Region schnell und einfach zur Seite stehen. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, unseren Firmenkunden kompetent zum Beispiel über die aktuellen öffentlichen Liquiditätshilfen beratend zur Seite zu stehen. Darüber hinaus haben wir weitere verschiedene Instrumente zur Verfügung. Das kann also eine Ausweitung des kurz- oder langfristigen Kreditrahmens, die Pausierung von Ratenzahlungen, die Vermittlung von öffentlichen Geldern oder die Beantragung von Ausfallbürgschaft sein. So individuell wie die Situation unserer Kunden sieht oft auch die konkrete Hilfestellung unsererseits aus.“

 

5. Ist geplant, die Kontoführungsgebühren zu erhöhen? Um eine Vergleichbarkeit mit anderen Banken zu haben: Wie hoch sind die Kontoführungsgebühren für Geschäftskunden/Privatkunden im Monat?

Hagemann: „Die Fusion unserer drei Banken haben wir zum Anlass genommen, unsere Girokonto-Modelle grundlegend zu überarbeiten, das Beste aus drei Banken zusammenzutragen und dadurch zu verbessern. Zum 01.04.2021 werden wir komplett neue Kontomodelle einführen. Unsere Kunden wurden bereits informiert. Ganz neu dabei ist ein Bonus-System, das die Treue zu unserer Bank honoriert. Sie können damit beim Privatkonto einen gewissen monatlichen Betrag über ein Cashback einsparen. Je stärker Kunden unsere Angebote nutzen, desto mehr Kontoführungsentgelt erstatten wir zurück. Man kann so im Idealfall über 80 % sparen.

Es ist nur bedingt möglich, die Kontomodelle von anderen Banken nur anhand der Kontoführungsgebühr zu vergleichen, da unterschiedliche Leistungen inkludiert sind. Für unsere Privatkunden haben wir vier Angebote mit einem Kontoführungsentgelt von 4,50 Euro bis zu 14,50 Euro im Premium-Modell mit vielen Leistungen inklusive. Mit Treue-Bonus geht es deutlich günstiger: bei hoher Nutzung starten wir dann bei 0,50 Euro pro Monat beim Onlinekonto und das All-Inklusive Konto gibt es dann schon für 10,50 Euro. Die drei Kontomodelle für unsere Firmenkunden liegen bei der reinen Grundgebühr – variable Positionen wie Buchungsposten sind hier noch nicht inkludiert – zwischen 29,90 Euro für die Premiumvariante bis zu 8,90 Euro. Bei den Kontomodellen für Praxen und Apotheken sind es zwischen 4,90 Euro und 8,90 Euro. Aktuell führen wir mit speziell ausgebildeten Zahlungsverkehrsspezialisten unseres Hauses umfängliche Analysen des Zahlungsverkehrs durch mit dem Ziel, diesen im Sinne des Firmenkunden zu optimieren. Das heißt, wir überprüfen beispielsweise, ob der Einsatz einer automatisierten Software sinnvoll wäre oder ob ausreichend Kartenterminals vorhanden sind. Wir versuchen auch, den kostenintensiven und mit hohem manuellen Prüfaufwand verbundenen beleghaften Zahlungsverkehr weiter zu reduzieren.“

 

6. Angesichts des anhaltend niedrigen Zinsniveaus treibt Verbraucher die Sorge um Negativzinsen um. Plant die Volksbank Münsterland Nord ab bestimmten Einlagenhöhen Negativzinsen zu berechnen?

Overesch: „Wir sprechen zunächst mal mit jedem Kunden, der viel Liquidität aufweist, über eine geeignete Vermögensstrukturierung und zeigen Renditechancen verschiedener Anlagealternativen auf. Denn das Geld auf dem Giro-, oder Tagesgeldkonto bringt keine Zinsen und verliert durch die Inflation an Wert. Dies ist sicherlich nicht im Sinne unserer Kunden. Hier haben wir einen Beratungsauftrag, den wir sehr ernst nehmen und mit unseren Kunden vereinbaren. Auch für uns als Bank ist das keine angenehme Situation, da wir bei der Zentralbank für jeden Euro auf Sichteinlagen mit Negativzinsen belastet werden. Im Jahr 2020 haben wir so über 1,6 Mio. Euro an Negativzinsen überweisen müssen. Davon haben wir nicht mal die Hälfte von unseren Kunden wieder vereinnahmt. Sie sehen also, dass auch wir lieber heute als morgen komplett auf Negativzinsen verzichten würden. Da schließen wir uns dem Appell Vieler an die Politik an. Bevor wir aber überhaupt über Negativzinsen sprechen, räumen wir derzeit bei privaten Bestandskunden einen Freibetrag von 100.000 Euro und bei Firmenkunden von 250.000 Euro ein. Neukunden erhalten einen Freibetrag von 50.000 Euro.“


Volksbank Münsterland Nord eG

Mit dem Ziel, „MEHR“ für Mitglieder, Kunden und Mitarbeiter zu erreichen, ist nach drei intensiven Jahren der Kooperation im September 2020 die Volksbank Münsterland Nord eG durch den Zusammenschluss der VR-Bank Kreis Steinfurt, Volksbank Greven und Vereinigten Volksbank Münster entstanden. Mit etwa 135.000 Mitgliedern, 1.100 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von 6,9 Mrd. Euro gehört sie zu den führenden regionalen Genossenschaftsbanken in Deutschland. Das kundengetragene Geschäftsmodell basiert auf der genossenschaftlichen Idee (seit 2016 UNESCO-Weltkulturerbe) verbunden mit dem Förderauftrag und Werten, wie Partnerschaft, Nachhaltigkeit, Verantwortung und Regionalität. In einem weitreichenden Geschäftsgebiet (Kreis Steinfurt, Teile des Kreises Warendorf und die kreisfreie Stadt Münster) werden ca. 280.000 Kunden mit einem Geschäftsvolumen von mehr als 15 Mrd. Euro beraten. Die Ergebnisse der Volksbank verbleiben in der Region und fließen gezielt zurück in den heimischen Wirtschaftskreislauf. „DIE Bank unserer Region“ widmet sich nachhaltig der Förderung und Unterstützung sozialer und kultureller Projekte. Das wird jährlich in der Förderbilanz transparent gemacht.