Neujahrsempfang der Stadt Telgte

Telgte, den 15.01.2020

„Jeder ist gefordert“

Telgte - Der Andrang war so groß, dass das Bürgerhaus sogar für weitere Interessierte geschlossen werden musste: Deutlich über 500 Telgter kamen zum Neujahrsempfang der Stadt. Festrednerin war Bundesumweltministerin Svenja Schulze.

Neujahrsempfang der Stadt Telgte  - Vereinigte Volksbank Münster eG

Aus Westfälische Nachrichten:

Wenn dem Applaus beim Neujahrsempfang der Stadt Telgte von der Lautstärke her eine Aussagekraft zugesprochen werden darf, dann ist das Ergebnis klar: Denn kaum hatte Bürgermeister Wolfgang Pieper der Festrednerin, Bundesumweltministerin Svenja Schulze, mit auf den Weg zurück in die Bundeshauptstadt gegeben, dass der vierspurige Ausbau der Bundesstraße zwischen Münster und Telgte seiner Meinung nach elementar den Klimaschutzzielen der Bundesregierung widerspreche, brandete ein geradezu tosender Applaus auf. „Diese Verkehrsplanung muss dringend überprüft werden“, sagte Pieper.

Doch nicht nur der Ministerin schrieb er etwas in das „Stammbuch“, sondern allen Telgtern. „Wir müssen uns alle an die eigene Nase fassen und unser eigenes Verhalten immer wieder auf den Prüfstand stellen“, sagte Pieper. Denn letztlich seien nicht nur die Politik, die Landwirtschaft, die Wirtschaft und viele andere Zweige beim Thema Umweltschutz gefordert, sondern jeder Einzelne. „Nur wenn wir alle unser Tun verändern und umweltbewusster agieren, wird auch etwas bewegt“, sagte er.

An die zahlreichen Vertreter der Landwirtschaft gerichtet, die im Bürgerhaus und auch auf dem Vorplatz waren – der Veranstaltungsraum musste geschlossen werden, als die Maximalzahl von etwas über 500 Personen erreicht war – sagte Pieper, dass die Landwirtschaft zu recht einen Dialog mit der Politik und den Verbrauchern fordere, denn letztlich ging es nicht nur um Existenzen, sondern um die Zukunft eines ganzen Berufszweiges.

Pieper warnte – unter anderem mit Blick auf die derzeitige Diskussion um weitere Windkraftanlagen in Telgte – von einer ideologisch geführten Debatte. Die Stärke der Stadtgesellschaft sei es immer gewesen, zwar in der Sache durchaus hart aber immer fair miteinander diskutiert zu haben. Das wünsche er sich auch für die Zukunft.

Ein besonderes Augenmerk richtet er in seiner Rede auf das breite ehrenamtliche Engagement in Telgte. Exemplarisch nannte er die Sportvereine und Rettungsdienste sowie die Feuerwehr. Eine besondere Auszeichnung wurde danach dem Team der Stadtranderholung um An­dreas Terborg zuteil. In diesem Zusammenhang stellte Pieper auch das jahrzehntelange Engagement von Dieter Voß für die Ferienmaßnahme heraus.

Sophia Kegel und Vincent Baar von der „Fridays for Future“-Bewegung in Münster sprachen anschließend zu den Anwesenden. Sie unterstrichen die ihrer Meinung nach hohe Bedeutung des Umweltschutzes. „Kein Land und keine Stadt darf sich der Verantwortung entziehen, die wir gegenüber dem Planeten und den kommenden Generationen haben.“

Ein dickes Lob für das Engagement der Kinder und Jugendlichen für den Klimaschutz gab es von Bundesumweltministerin Svenja Schulze. „Wir können stolz auf Euch sein“, sagte sie.

Deutliche Worte richtete sie auch an die Landwirte. „Wir brauchen so etwas wie einen neuen Gesellschaftsvertrag“, erklärte sie. Darin müssten einerseits die Mittel festgelegt sein, die die Bauern für eine umwelt- und ressourcenschonende Produktion bekommen müssten, andererseits müssten darin auch die Erwartungen formuliert sein. Immer wieder stellte sie zudem heraus, dass sie auf einen Dialog mit den Betroffenen setze.

Drei Ziele stellte sie mit Blick auf den Klimaschutz in den Mittelpunkt ihrer Rede. Sie unterstrich, dass der Klimaschutz sozial ausgewogen sein und damit für alle machbar sein müsse. Zudem müssten Lösungen gefunden werden, die den Standort Deutschland voranbringen würden. Klimaschutz sei in ihren Augen keine Konjunkturbremse, sondern vielmehr ein Motor des Fortschritts. Zudem unterstrich die Ministerin, dass Klimaschutz nur erfolgreich sein könne, wenn er in „demokratischen Strukturen“ umgesetzt werde.

Dass es das alles nicht zum Nulltarif gebe, das stellte die Ministerin ebenfalls heraus. „Klimaschutz kostet Geld. Kein Klimaschutz wird uns aber noch viel mehr Geld kosten“, warnte sie.

Im Anschluss an ihre Rede trug sich die Ministerin in das Goldene Buch ein. Der Empfang war von der Vereinigten Volksbank finanziell unterstützt worden.