Münster. Besser geht es in Coronazeiten kaum – für Künstler und für Kunstinteressierte: viel Platz mitten in der Stadt.
Besser geht es in Coronazeiten kaum – für Künstler und für Kunstinteressierte: viel Platz mitten in der Stadt. Die Volksbank hat in ihrem Gebäude gegenüber dem Theater einen Riesenraum für „Junge Kunst aus Münster“ bereitgestellt. Das kommt Besuchern zugute, die hier locker auf gesunder Distanz bleiben können, und das bietet den Künstlern ideale Bedingungen, denn hier haben auch großformatige Arbeiten einen wirkmächtigen Raum.
Die Volksbank zeigt junge Kunst, weil „junge Künstler neue Denkansätze, neue Sichtweisen entwickeln“, wie Thomas Jakoby (Volksbank-Vorstand) erläutert. Und davon könnten wir alle lernen. Diese „Pop up“-Kunstausstellung zeigt die Kreationen von 13 Künstlerinnen und Künstlern aus den Bereichen Malerei, Zeichnung, Siebdruck, computergenerierte Kunst, Keramik, Objektkunst, Fotografie oder Installation – ein breites Spektrum also.
Es werden (für zeitgenössische Kunst) ungewöhnliche Materialien erforscht: Taugt das gute alte Porzellan für Avantgarde? Nadia Pereira Benavente zeigt wie: Ihre Serie „Sinergia“ wirkt wie Malerei, verweist aber zugleich auf Bildhauerei. Die feinen Tafeln sind mit farbigen Massen derart raffiniert geschichtet, dass sie sich wie die Scheibe aus einem Mal-Kubus vorstellen lassen. Und mit „Pliege“ stellt sie eine Arbeit gleichsam frisch aus dem Ofen vor – für sie ein neuer Weg: Aus der Enge eines Rohres hat sich eine Steinzeugmasse ergossen, befreit und entfaltet neue Formen, bis hin zu einer weißen „Flüssigkeit“ – eine Metapher für das Verhältnis von Form und Inhalt.
Pralle Lebenslust – das wirkt in zaudernden Zeiten fast schon provokant. Aber Tamara Malcher hat schon vor Corona Frauenfiguren knallig bunt, kraftvoll voluminös und souverän dominant gemalt. Zugleich kokettieren ihre Figuren mit mutmaßlich weiblichen Schwächen wie Eitelkeit. In „Re flections“ bewegen sich zwei Frauen in einem Tanz gegenseitiger Spiegeleien.
Yoana Tuzharova greift mit ihrem „Fachwerkkoffer“ westfälische Bau-Tradition auf, in dem sich ein Antagonismus verbirgt: Der Trolley, dieser Koffer mit Griff und Rollen, der das Reisen erleichtern soll, ist hier ohne Leistenbruchgefahr kaum hebbar. Und frisch aus ihrem Atelier: „Chlorophylle metamorphosen“ – Holzbriketts aus Nadelholz gespickt mit Dornen der amerikanischen Gleditschie. Diese Verwandlungen des lebensstiftenden Blattgrüns (so der Titel) zum gepressten Totholz mit applizierten Christusdornen könnte eine Sinnbild für den Leidensweg des Jesus von Nazareth, mithin der Zuversicht auf Überwindung des Todes sein.
Ferner werden Arbeiten gezeigt von Chiemi Nakagawa, Fabian Coppenrath, Isabel Schober, Irina Martyshkova, Malte Frey, Moritz Hagedorn, Valentino Magnolo, Judith Kaminski, Sarah Jupe und Alexander Wierer.
Die Ausstellung „Junge Kunst aus Münster“ ist bis zum 11. November montags bis donnerstags von 15 bis 18 Uhr sowie freitags von 11 bis 14 Uhr in der Volksbank, Eingang Voßgasse (gegenüber dem Theater) zu sehen. Eintritt frei. Keine Voranmeldung nötig. Die Erlöse aus den Kunstwerken gehen ohne Umwege direkt an die Künstler. Anfragen an: david.brinkmann@vbmn.de
(Bericht von Gerhard H. Kock)