Aktuelle Umfrage: Corona könnte digitalem Banking weiteren Schub geben

Münster, den 11.05.2020

20 Prozent der Deutschen geben an, dass sich ihre Einstellung zum digitalen Banking positiv verändert hat. Sicherheit und Datenschutz für noch intensivere Nutzung entscheidend.

Quelle: Genossenschaftsverband

„Die Corona-Pandemie könnte dem digitalen Banking und Zahlungsverkehr einen weiteren Schub geben, wenn es uns gelingt, die Menschen noch stärker bei der Nutzung unserer Angebote zu unterstützen“. Mit diesen Worten fasst Jürgen Wache die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zum Thema „Digitale Alltagskompetenz und Bankdienstleistungen“ zusammen.*

Die Umfrage wurde im Auftrag der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Genossenschaftsverband – Verband der Regionen durchgeführt. Wache ist Sprecher des Vorstandes der Hannoverschen Volksbank eG und leitet im Genossenschaftsverband den Arbeitsausschuss Markt und Produkte. „Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass insbesondere ältere Bevölkerungsgruppen ohne große Hürden digitale Kanäle im Bankwesen nutzen können“, ergänzt sein Stellvertreter Friedhelm Beuse, Vorstand der Vereinigten Volksbank Münster eG.

Insgesamt nutzen schon heute 69 Prozent der volljährigen Deutschen regelmäßig die Möglichkeiten des Online-Bankings. Leicht überdurchschnittlich tun dies die älteren Bevölkerungsgruppen: 72 Prozent der über 55-Jährigen geben an, regelmäßig die Möglichkeiten des Digitalbankings zu nutzen. Bei den 45- bis 55-Jährigen sind es 73 Prozent.

18 Prozent der Deutschen geben an, Online- und Mobile Banking grundsätzlich nicht nutzen zu wollen. Schaut man sich die Gründe an, warum Digital-Angebote abgelehnt werden, ist es bei den Altersgruppen ab 45 Jahren vor allem die Angst vor Betrug. Knapp 60 Prozent derjenigen, die in diesen Altersgruppen Digital-Banking nicht nutzen, gaben diesen Grund an. Im Schnitt liegt dieser Wert bei 46 Prozent. Das passt zu dem Befund, dass „Sicherheit vor Betrug“ und „Datenschutz/Privatsphäre“ insgesamt von den volljährigen Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern als wichtigste Kriterien für digitale Nutzungsmöglichkeiten im Internet priorisiert werden. Diese Kriterien erreichen Spitzenwerte ab einem Alter von 55 Jahren mit 83 Prozent bzw. 77 Prozent. Wache: „Wir nehmen das Sicherheitsbedürfnis der Menschen sehr ernst. Daher sind höchste Standards für uns selbstverständlich. Aber gerade Corona hat gezeigt, dass Sicherheit auch eine analoge Dimension hat. Daher müssen und wollen wir weitere Aufklärungsarbeit leisten, um noch mehr Menschen das Vertrauen in die Technik und ihre Fähigkeiten zu geben, das erforderlich ist, um die digitalen Chancen zu nutzen.“ Dafür seien die Genossenschaftsbanken prädestiniert, da Regionalbanken wie die Volksbanken und Raiffeisenbanken mit Abstand das höchste Vertrauen genießen. 58 Prozent der Befragten gaben an, diesen Banken am meisten zu vertrauen, gefolgt von den Großbanken mit 28 Prozent und Direktbanken mit 24 Prozent. FinTechs bzw. BigTechs folgen mit weitem Abstand (4 bzw. 6 Prozent).

Die „Aufklärungsarbeit“ würde auf fruchtbaren Boden fallen. Unabhängig von der Intensität der Nutzung des digitalen Bankings erwarten 61 Prozent der Bevölkerung Unterstützungsangebote ihrer Bank. Dabei variiert dieser Wert kaum über die unterschiedlichen Altersgruppen. Große Unterschiede gibt es bei den präferierten Kanälen. So wünschen sich die 18- bis 34-Jährigen vor allem Online-Support wie Chatfunktionen (55 Prozent zu 45 Prozent im Durchschnitt), die Altersgruppe ab 55 Jahren vor allem persönliche Unterstützung in der Filiale (48 Prozent zu 41 Prozent) und die 45- bis 54-Jährigen ein Hilfecenter auf der Homepage (51 Prozent zu 44 Prozent). „Selbstverständlich ist es anspruchsvoll, allen Bevölkerungsgruppen gerecht zu werden. Aber dies ist unser Ziel als Genossenschaftsbanken. Und in der FinanzGruppe haben wir die erforderliche Stärke, um diesem Anspruch gerecht zu werden“, kommentiert Beuse. Mit Unterstützung der Verbände planen die Genossenschaftsbanken daher im Jahr 2020 eine Kampagne, um die digitalen Angebote noch stärker in das Bewusstsein von Mitgliedern und Kunden zu bringen.

Eine Bestätigung sehen die Genossenschaftsbanken insbesondere mit Blick auf ihre „Omnikanalstrategie“. Jeweils deutlich mehr als die Hälfte der Befragten wollen auf Filialen (58 Prozent) und persönliche Ansprechpartner*innen (55 Prozent) nicht verzichten. 70 Prozent erwarten von ihrer Bank ausdrücklich sowohl die Möglichkeit, digitale Kanäle zu nutzen, als auch persönliche Ansprechpartner*innen in der Filiale vor Ort. Jürgen Wache: „Die Zukunft ist persönlich und digital: Alle Kunden entscheiden selbst, wie sie mit uns in Kontakt treten wollen.“ Sein Kollege Beuse betont: „Aus unserem genossenschaftlichen Förderauftrag resultiert eine gesellschaftliche Verpflichtung und unternehmerische Verantwortung, bei der digitalen Entwicklung gerade auch die älteren Menschen mitzunehmen. Corona ist hier ein Impuls, den wir aufnehmen werden.“ Dabei gehe es auch darum, durch entsprechende Unterstützungsangebote das Vertrauen in die eigenen digitalen Kompetenzen zu stärken. Laut der Umfrage schätzt ein Drittel der Deutschen diese als eher gering oder sehr gering ein. Ein knappes Fünftel hält die eigene digitale Kompetenz für sehr groß. Allerdings erhöht sich der Anteil mit sehr oder eher geringer Selbsteinschätzung bei der Altersgruppe ab 55 Jahren und erreicht einen weit über dem Durchschnitt liegenden Wert von 47 Prozent. Nur sieben Prozent in dieser Kohorte billigt sich selbst eine sehr große Kompetenz zu.

Bei der Frage, nach dem Einfluss der Corona-Krise auf die Abwicklung von Bankgeschäften über digitale Kanäle lohnt angesichts einer aktuellen Nutzungsquote von 69 Prozent der Blick auf Details. 13 Prozent bzw. 24 Prozent geben an, online- und mobile Banking jetzt mehr zu nutzen oder nutzen zu wollen. Diejenigen, die angegeben haben, dass sich ihre Nutzung digitaler Kanäle zur Abwicklung von Bankgeschäften durch Corona verändert, begründen dies vor allem mit höherer Hygiene. 56 Prozent der Befragten nennen diesen Aspekt. Es folgen die Durchführbarkeit ohne persönliche Kontakte mit 46 Prozent und ohne Verlassen der eigenen Wohnung mit 45 Prozent. Diese Gründe werden am häufigsten von der Altersgruppe ab 55 Jahren genannt. „Die Resultate zeigen, dass wir den Menschen gerade im Kontext von Corona transparent machen müssen, welchen Beitrag die Digitalisierung - nicht nur unter diesen Umständen - zu mehr Lebensqualität leisten kann“, betont Wache. Dies sei Herausforderung und Chance zugleich und zwar für die Volksbanken und Raiffeisenbanken wie auch die Gesellschaft insgesamt.

* Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2031 Personen zwischen dem 14. und 16.04.2020 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.